Das erste Trimester geht zu Ende

Ich melde mich kurz vor Ende des ersten Trimesters nochmal mit einigen Updates, bevor es in die wohlverdienten Ferien geht.

Ich weiß, es ist leider wieder etwas her, als ich meinen letzten Bericht geschrieben habe, deshalb ein paar allgemeine Dinge voraus.

Das erste Trimester, die erste Etappe des Schuljahres 2018, geht nun diese Woche zu Ende. Die letzten Wochen waren aufgrund der Zeugnisse, die zu verfassen waren, einigen großen Tests in den Oberstufenklassen und dem alltäglichen Wahnsinn, etwas hektisch.

Doch nichtsdestotrotz gab es auch immer wieder schöne Momente im und außerhalb des Unterrichts.

Ein besonderer Tag war wie ich bereits in meinem letzten Bericht erwähnt habe, der Independence Day am 21. März, den vor einen Tag vorher, also am Dienstag in der Schule feierten. Der Hauptunterricht fand wie gewohnt statt, nach der ersten Pause ging es dann zum Mittelschulgebäude, wo wir uns in zuvor eingeteilten Gruppen zusammenfanden. Die Gruppen waren  nach den Farben der namibischen Fahne eingeteilt. Dabei wurden Alter und Klassenstufen bunt gemischt, sodass alle Schüler der Schule gleichermaßen mithelfen konnten. Gruppe weiß sollte alle Fenster der Schule putzen, Gruppe blau war für das Müllaufräumen rund ums Schulgelände zuständig, grün für das Unkraut hacken und die letzte Gruppe rot für das Entfernen der Graffitis in den Toiletten. Nach der etwa 2 stündigen Aktion, ging es als ganze Schule zu einer Ansprache der LRC Schüler (Learners Representative Coucil) zum Thema Unabhängigkeit, worauf der neue Jahrgang LRC Schüler bekanntgegeben und eingeführt wurde. Die Arbeit mit meiner weißen Gruppe war wirklich toll – viele motivierte Schülerinnen und Schüler, die sich mit vollem Elan in die Arbeit stürzten. Vor allem die Erst- und Zweitklässler waren unglaublich eifrig und putzten bis zur letzten Minute auf den Schultern der älteren Schülerinnen und Schüler die zahlreichen Fenster in der Schule. Am Ende des etwas anderen Schultages gab es noch ein Abschlussfoto mit der namibischen Flagge und ein Gruppenspiel mit der gesamten Schule, das aus vielen kleineren Einzelspielen bestand. Ein schöner Abschluss eines gelungenen Tages, um die Unabhängigkeit Namibias zu feiern.

Weiter geht es mit einigen Neuigkeiten:

Vor einigen Wochen haben ich gemeinsam mit meinem Sportkollegen die oben genannte LRC Gruppe übernommen, die wir unterstützen und leiten. Wir treffen uns jeden Montag in der Mittagspause etwa 30min lang über diverse Themen zu diskutieren oder Aktionen zu planen. Leider sind die 30min pro Woche etwas kurz, um eine Fülle an Punkten abzuarbeiten und so müssen wir im nächsten Trimester darüber entscheiden, wie wir in Zukunft unsere Treffen organisieren wollen. Unsere erste „kleine“ Aktion wird die Gestaltung eines Morgenkreises in der ersten Woche nach den großen Ferien, im zweiten Trimester. Am Freitag in der ersten Schulwoche haben wir einen Feiertag, denn es ist „Africa Day“. Gemeinsam gestalten wir einen kleinen Morgenimplus zum Thema Zukunftsvisionen für Afrika oder „Wie kann man die afrikanischen Kulturen in die Zukunft führen, ohne sie dabei aufzugeben?“. Wir werden eine kleine Geschichte vortragen ggf. auch unterstützt durch ein Rollenspiel und anschießend unsere Ideen für die Zukunft vorstellen. Dieser Schultag soll zudem in traditioneller afrikanischer Kleidung zelebriert werden. Wir haben leider nicht allzu viel Zeit für die Organisation, doch denke ich, dass wir so eine kleine Aktion auch in kurzer Zeit organisieren können.

Meine Deutsch-Kollegin verlässt unsere Schule zum Ende dieses Trimesters, es konnte aber zum Glück ein Ersatz gefunden werden. Dies bedeutet allerdings für mich eine Einarbeitung der neuen Kollegin und etwas Mehrarbeit, um ihr einen guten Start zu ermöglichen. Der Plan ist aktuell, dass wir gemeinsam den Blockunterricht in der siebten Klasse übernehmen und im Tandem mit verschiedenen Gruppen arbeiten können. Darüber aber mehr, wenn es soweit ist.

Und zu guter Letzt die dritte Neuigkeit: Ich werde gemeinsam mit der 11. Klasse nach den Ferien die sogenannte Parzival-Epoche durchlaufen. Dies ist eine Heldengeschichte, die in diesem Alter in Waldorfschulen durchgeführt wird. In der ersten Woche werde ich auch im Hauptunterricht der 11. Klasse dabei sein und deshalb in der ersten Schulwoche keine Unterrichtsstunden am Morgen halten. In der zweiten Woche nach den Ferien folgt dann der Parzival-Marsch, eine fünftägige Wanderung abseits von Wanderwegen in der Wildnis. Das heißt fünf Tage kein Strom, keine Dusche, minimalistischer Lebensstil. Wir müssen all unser Gepäck, all unseren Proviant mittragen und müssen deshalb jetzt schon mit der Organisation aller wichtigen Utensilien denken. Ich freue mich wahnsinnig über die Möglichkeit die elfte Klasse auf dieser Reise zu begleiten. Rein, Freelancer, Abenteurer und Waldorfpädagoge aus Südafrika wird die Reise leiten und hat jahrelange Erfahrungen sowohl mit den Schülerinnen und Schülern der Waldorfschule Windhoek als auch mit Schülerinnen und Schülern aus Südafrika. Über Parzival werde ich hier selbstverständlich berichten – es wird sicherlich einiges zu erzählen geben und ich hoffe ich kann viele tolle Bilder beitragen. Das Abenteuer kann kommen … Wer mich kennt, weiß, dass ich solche verrückten Sachen liebe und deshalb ohne zu zögern zugestimmt habe, die Klasse zu begleiten.

Trimester Festival

Und nun zum letzten Wochenende: Am Samstag fand das Trimester Festival der Waldorf Schule Windhoek statt. Ein Samstag voller Arbeit, Präsentationen, Auftritten und gutem Essen. Der Morgen startete für die Lehrer und Angestellten schon um 7:30 Uhr zum Vorbereiten des Essens und zum Dekorieren der Tische und der Klassenzimmer. Früh am Morgen Zwiebeln schneiden, wer liebt das nicht?

Nach etwa 1,5 Stunden Gemüsen schneiden, Tische dekorieren und Feuer anmachen, traf sich die gesamte Schulfamilie auf dem Feld zu einem Morgenkreis zusammen mit allen Eltern und Gästen. Anschließend ging es gut gelaunt zum ersten Teil des Tages. Die Grundschullehrkräfte boten in ihren Klassenzimmern jeweils eine offene Unterrichtsstunde für interessierte Eltern an. So konnte man in jede Klasse einmal hineinschnuppern und sich den Unterricht der ersten bis sechsten Klasse anschauen. Auch die Afternooncare, das Hostel, das Exam Center und BVET (Vocational Training) waren vertreten und boten jeweils Führungen durch die Räume oder individuelle Gespräche an.

Währenddessen konnte man sich an der Kaffee- und Kuchenbar der 13.Klasse etwas Warmes zu Trinken oder ein Stück Kuchen holen bzw. ein belegtes Brötchen bei den Schülerinnen und Schülern der 10. Klasse Business Administration (BVET).

Um 10 Uhr ging es dann mit den Auftritten der Klassen im großen Zelt weiter. Die Klassen eins bis neun führten jeweils einen kleinen Beitrag auf, um dem Publikum zu zeigen, was sie gerade im Unterricht durchnehmen. Ein sehr kurzweiliges und liebevolles Programm, das aus kleinen Versen, Gesang, Spielen und Mathematikübungen in der Primary School bestand. In der Middle School (Klasse 6-10), wurde von der 7.Klasse ein Gedicht zum Lernen der amerikanischen Staaten, in der 8.Klasse ein Schauspiel zum Klimawandel und in der 9.Klasse eine Trommeleinlage zum Besten gegeben. Nach etwa einer Stunde und wundervollen Auftritten, wurde der Vormittag etwas offener und es wurde diverses Essen angeboten wie auch Kleinigkeiten wie Fudge, Eis und Popcorn. Auch die Afternooncare zauberte und verzückte die Anwesenden mit ihren Clowns und Magiern – einer Spendenaktion für das geplante Zirkusprojekt. So klang der Mittag langsam aus und nach und nach verließen auch alle Schülerinnen und Schüler mit ihren Eltern das Gelände. Hier noch ein paar schöne Eindrücke von letztem Samstag.

 

In diesem Sinne verabschiede ich mich für die nächsten drei Wochen, in denen ich im Urlaub sein werde, und melde mich im neuen Trimester wieder mit Beiträgen zum Unterricht und besonderen Aktionen, soweit dies die Zeit zulässt. Das nächste Trimester wird auch mein letztes Trimester werden und leider vermutlich auch viel zu schnell zu Ende sein. Bis dahin, einen schönen Rest-April und Mai!

P.S. In Deutschland werden die Temperaturen frühlingshaft warm, hier in Namibia sind wir gerade mitten im Herbst und werden auf einen kalten Winter zugehen, das sind zumindest die Prognosen meiner Kollegen.

 

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