Die Updates Ende Juni Anfang Juli

Johanni-Fest, Klassenspiel und eine Woche frei

In einer kleinen Zusammenfassung mit ein paar Bildern möchte ich kurz berichten, was so in letzter Zeit in der Waldorf Schule und in meinem Leben los war.

Ende Juni zur Sonnenwende wird auch in Deutschland traditionell das Johanni-Fest gefeiert. Auch im Jahresplan der Waldorfschule ist dieses Fest eingeplant. Die Kindergartenkinder und Grundschüler der ersten bis fünften Klasse, sowie die Mittelschüler aus den Klassen sechs und sieben nahmen an dieser Veranstaltung teil. Eingeladen waren sowohl Eltern, als auch Lehrer und Schüler der oberen Klassen. An einem Freitagabend wurde das Fest mit selbstgebastelten Laternen, einem riesigen Lagerfeuer und besinnlichen Liedern begangen. Der Anfang wurde in der Halle der Waldorfschule gemacht, anschließend ging es dann durch einen Weg von Kerzen und Laternen zum vorbereitetem Feuerplatz, wo die Schüler der fünften Klasse das Feuer anzünden durften. Am Ende gab es für alle Kinder und Eltern noch ein kleines Johanni-Brot zum Teilen mit dem Nachbarn. In der Mittel- und Oberstufe ist Johanni zwar kein Thema mehr, aber dennoch ist es schön an einem solchen Abend teilnehmen zu können.

Anbei ein Video vom Feuer:

 

 

 

In der letzten Juni-Woche fand dann das Klassenspiel der achten Klasse „Anowa“ statt. Nach wochenlangem Üben brachten die Schülerinnen und Schüler an drei Auftrittstagen ihr geprobtes Stück auf die Bühne. Das Stück, welches über zwei Stunden andauerte, war alleine durch die Fülle des Textes eine richtige Herausforderung für alle Beteiligten. Mein Kollege aus der Englisch Abteilung Blessing hat in den letzten Jahren Erfahrungen als Schauspieler und Künstler im Bereich Dichtung (Poetry Slam) gesammelt und die Regie dieses Stückes gemeinsam mit der Klassenlehrerin Frau Weber übernommen. Wirklich beeindruckend, was die Schüler hier auf die Bühne bringen konnten.

In dem Stück mit Ursprung in Ghana ging es um die junge Frau Anowa, die gegen den Willen ihrer Eltern ihren Angebeteten heiratet, von dem diese nicht wirklich viel halten. Es stellt sich tatsächlich heraus, dass die Ehe keine gute Basis hat, denn Anowa und ihr Mann geraten vor allem beim Thema Sklaven aneinander. Im Haus werden nach und nach alle Aufgaben von Sklaven übernommen, Anowa ist das nicht recht, sie hat Mitleid mit diesen und zudem nichts zu tun. Zu dieser Tragik kommt hinzu, dass sie keine Kinder bekommen kann und ihrem Mann scheinbar eine Last ist. Nach einem Besuch beim Heiler weiß ihr Mann aber, dass nicht seine Frau, sondern er der Grund für die Kinderlosigkeit ist. Er versucht seine Frau aus dem Haus zu werfen, damit sie sich einen anderen Mann sucht. Anowa allerdings versteht die Welt nicht mehr und wird zum Spielball der Stimmungsschwankungen ihres Mannes. Mit dem tragischen Höhepunkt und zwei Todesfällen endet das Stück.

Besonders gut hat mir die Doppelbesetzung der Rollen gefallen, denn so wurden die Charaktere äußerlich wie innerlich sehr vielschichtig dargestellt. Die Schülerinnen und Schüler hatten somit alle die Möglichkeit, eine Rolle im Stück übernehmen zu können. So wurde zudem der lange Text auf mehrere Schultern verteilt.

Ein paar Eindrücke des Stücks finden sich hier:

 

In der ersten Juliwoche hatte die Waldorf Schule dann eine Woche „Midtermbreak“, den ich nutze einen schon lang geplanten Ausflug in Angriff zu nehmen. Die Hostelmutter und deren Tochter – Schülerin meiner dreizehnten Klasse – hatte mich schon vor langer Zeit eingeladen, in deren Heimatort im Nordosten von Namibia mitzukommen. Asnath und Ruth sind Herero – den meisten Deutschen dürfte dieses Volk aus der Zeit der deutschen Schutztruppe in Namibia ein Begriff sein. Aktuell bzw. eigentlich schon seit einigen Jahren versuchen die Oberen der Volksgruppe der Herero gegen den deutschen Staat zu klagen, da dieser den Mord an tausenden Herero durch die Schutztruppe vor dem ersten Weltkrieg noch immer nicht als Völkermord anerkannt hat. Seit Jahrzehnten war kein hoher deutscher Politiker mehr in Namibia, obwohl die Länder so viel tragischer geschichtlicher Zeit verbindet. Das soviel zur Info.

Es ging am Samstag vor zwei Wochen also mit dem Taxi in Richtung Hereroland in der Nähe des Waterberg, wo auch die Schlacht am Waterberg am 11. August 1904, Schutztruppe gegen Herero, stattfand. Noch heute leben in dieser Gegend fast ausschließlich Herero. Taxi ist etwas falsch ausgedrückt, eigentlich eher ein Transport mit einem Auto. Da es in Namibia so gut wie keine öffentlichen Verkehrsmittel gibt, muss man zwangsläufig an Sammelplätzen nach einem Auto suchen, das in die gewünschte Richtung fährt. Diese Art des Reisens habe ich mittlerweile schön öfter genutzt, was auch bis jetzt einwandfrei geklappt hat. Nach etwa 1 Minute findet sich schon der Fahrer und das Gepäck wird verstaut. Teilweise muss aber noch etwas gewartet werden, bis das Auto auch komplett voll ist. Hier wird nicht losgefahren, bis nicht der ganze Platz ausgenutzt ist, sonst lohnt sich das Geschäft ja nicht. Eine Fahrt von Windhoek nach Okakarara (etwa 300 km) kostet hier N$ 200 (also unter 15€).

Von Okakarara ging es mit einem unserer Mitfahrer von Windhoek in seinem privaten Auto bis ins eigentliche Dorf, 20min von der Stadt entfernt. Etwa 70 Familien leben an der Landstraße (Pad) und nach einer kleinen Tankstelle, einem Gemischtwarenladen, einem Kindergarten und zwei Shebeens (Kneipen) ist der Ort wieder vorbei. Von einfachen Hütten mit Blechverkleidung bis zu festeren Häusern gibt es auch hier eine große Breite an Lebensformen. Wie mir gesagt wurde, ist es wohl unter dem Jahr sehr ruhig im Dorf. Bis auf die älteren Menschen, kleinen Kinder (vor dem Schulalter) und den Arbeitern, die für das Vieh zuständig sind, findet man hier kaum Leute. Im Dezember/Januar allerdings wo das gesamte Land Ferien hat, quillt das ganze Dorf wohl aus allen Nähten und die Einwohnerzahl ist mindestens fünfmal so hoch.

Zwar ohne Strom und fließend Wasser, aber mit viel Ruhe und Entspannung, gingen die nächsten Tage vorbei. Es wurde viel gemeinsam am Feuer gekocht und geredet und immer wieder hatten wir Besuch von Verwandten, die mal Hallo sagen wollten und mit denen man gerne etwas Essen geteilt hat. Ich habe mich wirklich wohl gefühlt und konnte etwas abschalten. Windhoek ist doch hektischer als auf dem Land in Namibia. Ich habe mal wieder stundenlang den Sternenhimmel betrachten können, denn ab Sonnenuntergang waren bis auf ein paar Feuer an den anderen Häusern keine Störlichter vorhanden und der Sternenhimmel wirklich zum Greifen nahe. Den Sternenhimmel und die richtige Dunkelheit vermisse ich schon jetzt, wenn ich daran denke, wie hell deutsche Städte und sogar Orte auf dem Land nachts sind. Die Lichtverschmutzung ist hier zum Glück noch nicht angekommen und alle Naturphänomene so klar und natürlich.

Am Donnerstagmorgen ging es dann wieder auf dem selben Weg zurück nach Windhoek, wo wir nachmittags ankamen.

Eine einzigartige Erfahrung, um die ich froh bin. Es muss nicht immer der perfekte Campingurlaub mit 4×4 Auto sein, um das Land intensiv zu erleben.

 

 

Wie gewünscht folgt in paar Tagen noch ein Blog dazu, was aktuell so im Unterricht passiert und v.a. auch, was noch alles in den restlichen zwei Monaten gemacht werden muss, in denen ich hier bin.

Bis dahin!

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